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Gestalten statt abwarten

Inspirierende Fachtagung zum Planen und Bauen an der SDL Thierhaupten

Gespräch mit Referentinnen und Referenten der Fachtagung "Gestalten statt abwarten" an der SDL Thierhaupten (v. l.) Dr. Anne Ritzinger, Josef Anglhuber, Matthias Simon, Tanja Mayer, Bürgermeisterin Renate Schön, Martin Hirner und Stefanie Seeholzer
Im Gespräch mit Referentinnen und Referenten der Fachtagung "Gestalten statt abwarten" an der SDL Thierhaupten (v. l.) Dr. Anne Ritzinger, Josef Anglhuber, Matthias Simon, Tanja Mayer, Bürgermeisterin Renate Schön, Martin Hirner und Stefanie Seeholzer
© SDL Thierhaupten

Wie können ländliche Gemeinden die Herausforderungen von Wohnraumbedarf, Lebensqualität und sparsamer Flächennutzung aktiv gestalten – trotz knapper Haushalte, steigender Baukosten und komplexer Planungsaufgaben? Diese Frage stand im Zentrum der Fachtagung am 20.11.25 „Gestalten statt abwarten. Ideen entwickeln und Lösungen umsetzen“, zu der die Schule der Dorf- und Landentwicklung (SDL) Thierhaupten gemeinsam mit der Bayerischen Architektenkammer, dem Bayerischen Gemeindetag und der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung eingeladen hatte.

Architektin Stefanie Seeholzer vom Planungsbüro orte gestalten zeigte in ihrem Vortrag auf, wie qualitätvolle Ortsentwicklung durch vorausschauende Planung gelingt. Ein gutes Planungskonzept sei für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister eine wertvolle Arbeitshilfe in wichtigen Entscheidungen. Sie hob den sorgsamen Umgang mit dem Bestand hervor: „Seien Sie achtsam mit der goldenen Energie in Ihren Orten“, so Seeholzer – gemeint sind die immateriellen Werte wie die identitätsstiftende und soziale Bedeutung oder die Geschichten, die Gebäuden und Straßenräumen eingeschrieben sind.

Matthias Simon, Direktor des Bayerischen Gemeindetags, erläuterte anschließend, wie Kommunen trotz finanzieller Engpässe handlungsfähig bleiben können. Er stellte Instrumente vor, die den rechtlichen Rahmen für eine verbindliche planerische Zielsetzung schaffen. So können Kommunen Kosten an Vorhabenträger übertragen, müssen dafür jedoch frühzeitig städtebauliche Verträge abschließen. Eine kompakte Siedlungsentwicklung, zu der sich die Gemeinde rechtswirksam bekennt, sei zudem ausschlaggebend, um langfristige Folgekosten niedrig zu halten.
Simon appellierte an die kommunalen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, angesichts der komplexen Aufgabenstellungen in Ratsklausuren zu gehen, um gemeinsam und fundiert Ziele für die Ortsentwicklung zu erarbeiten.

In kurzen Impulsen zeigten Renate Schön, Bürgermeisterin der Gemeinde Wildpoldsried, Josef Anglhuber vom Büro aris Architekten und Tanja Mayer, Mitarbeiterin am Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern, was es jetzt braucht: exzellente Partner in der Planung, die intelligente Nutzung des Bestands und die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen.

„Machen statt abwarten“ – Lösungsansätze aus der Praxis

Der Nachmittag präsentierte konkrete Lösungsansätze und realisierte Projekte. Bürgermeisterin Christel Muggenthal und Dr. Max von Bredow von der MvB Baukultur zeigten, wie ländliche Gemeinden durch Wohnraum über dem Supermarkt und mehrgeschossigen Wohnungsbau neue, erfolgversprechende – wenn auch anspruchsvolle – Wege einschlagen können.
Susan Funk, Vorsitzende der Genossenschaft Alte Schule Bühl e. G., und Hermann Hagspiel von Kuhn Stachel Uhlig Architekten präsentierten eindrucksvoll, wie die denkmalgeschützte Alte Schule Bühl durch bürgerschaftliches Engagement und genossenschaftliche Verantwortung zu neuem Leben erweckt wird.
Mit einem Werkstattbericht aus Bächingen a. d. Brenz stellte Manuela Huber vom Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben vor, wie mit einer Bauherrengemeinschaft auch im ländlichen Raum gemeinschaftlich getragene, bezahlbare und bedarfsgerechte Wohnformen entstehen können und welche Fragen in der Startphase zu klären sind.

Die Ausstellung „lebenswert.“ des Wessobrunner Kreises regte zudem zur Auseinandersetzung mit Alternativen zum Einfamilienhaus an.

Am Ende der Tagung stand die gemeinsame Verantwortung im Fokus: Nicht warten, sondern den Mut haben und gemeinsam handeln. Gemeinden können Impulsgeber und Inkubatoren für neue Nutzungen, Wohnmodelle und Trägerformen sein – die erfolgreiche Umsetzung gelingt mit Netzwerkpartnern, wie der Verwaltung für Ländliche Entwicklung, Planungsbüros, dem Gemeindetag und der Schule der Dorf- und Landentwicklung.

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